Weltbevölkerungstag – Sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte müssen für alle Menschen gewährleistet werden

Das Wachstum der Weltbevölkerung nimmt trotz der pandemiebedingten Todesfälle rasch zu. In einigen Regionen entsteht dadurch zusätzlicher Druck auf bereits überlastete Gesundheitsstrukturen. Zudem hat COVID-19 Schwachstellen in den Gesundheitssystemen aufgezeigt und dazu beigetragen, dass weniger Ressourcen für die Unterstützung der Familienplanung und die pränatale Unterstützung zur Verfügung stehen.
In den am wenigsten entwickelten Regionen liegt die Müttersterblichkeit bei 415 Todesfällen je 1 000 Geburten, in den stärker entwickelten Regionen hingegen bei 12 Todesfällen je 1 000 Geburten. 59 % der Frauen in stärker entwickelten Regionen nutzen Verhütungsmittel, jedoch nur 32 % der Frauen in den am wenigsten entwickelten Regionen (Zahlen des UNFPA, 2017 [externer Link]).
Der eingeschränkte Zugang im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und der damit verbundenen Rechte trägt zu diesem Rückstand bei und verhindert die Ausübung anderer Menschenrechte, etwa in den Bereichen Bildung und Beschäftigung. Dadurch werden vielen Frauen und Mädchen Chancen genommen und gleichzeitig Neugeborene gefährdet.
Für Ester aus Tansania hatte die Auffassung ihrer Familie und Gemeinschaft hinsichtlich sexueller und reproduktiver Gesundheit und der damit verbundenen Rechte einen erheblichen Einfluss auf ihr Leben. Dass die weibliche Genitalverstümmelung dort gängige Praxis ist, führte dazu, dass sie sich als Jugendliche diesem Eingriff unterzog. Sobald ein Mädchen beschnitten ist, gilt es in der Gemeinschaft als heiratsfähig, auch wenn es noch unter achtzehn ist. Die Prävalenz von Kinderehen liegt in Tansania bei 37 %.
Ester arbeitet nun im Rahmen eines von der EU finanzierten Projekts als „peer educator“. So kann sie örtliche Gemeinschaften erreichen und Wissen verbreiten, um einem lebensbedrohlichen Eingriff, der vielen Mädchen die Zukunft raubt, ein Ende zu setzen. Lesen Sie hier ihre ganze Geschichte.
Die EU ist nach wie vor entschlossen, eine führende Rolle bei der Selbstbefähigung von Frauen und Mädchen einzunehmen. Sie fördert und schützt die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte.
Im vergangenen November hat die EU einen neuen Aktionsplan für die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau (GAP III) angenommen. In diesem Aktionsplan wird dazu aufgerufen, zügiger Fortschritte zu erzielen und den Schwerpunkt auf die wichtigsten Themenbereiche des Engagements zu legen, darunter sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte.
Die Maßnahmen der EU sind bilateraler, regionaler und globaler Natur. Die Spotlight-Initiative der EU und der VN ist ein hervorragendes Beispiel für eine dynamische multilaterale Zusammenarbeit, die konkrete Ergebnisse erzielt. Es handelt sich um die weltweit größte Initiative, um der Gewalt gegen Frauen und Mädchen ein Ende zu setzen. Sie erstreckt sich auf 26 Länder in sechs Regionen und ist mit insgesamt 500 Millionen € ausgestattet. 100 Millionen € davon sind eigens der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und den damit verbundenen Rechten gewidmet.
In den Augen von Joyce Johnson steht die Spotlight-Initiative der EU und der VN für die sichere Entbindung ihres Kindes, das dieses Jahr im Redemption Hospital in Monrovia (Liberia) zur Welt kam. Da die COVID-19-Pandemie den Druck auf medizinische Einrichtungen im Land erhöht hat, wurden 97 Pakete für reproduktive Gesundheit bereitgestellt, um den unterschiedlichen gesundheitlichen Bedürfnissen von Frauen und Mädchen gerecht zu werden. Einige werden zur Behandlung von Komplikationen bei Müttern und Neugeborenen beitragen, andere werden zur Unterstützung der Opfer von Vergewaltigungen oder häuslicher Gewalt eingesetzt. Die vollständige Geschichte erfahren Sie hier.
Die Ärztin Somia Ali, die in Jemen in Lagern für Binnenvertriebene arbeitet, berichtet über den Druck, unter dem die humanitäre Hilfe aufgrund der Pandemie steht: „Es fehlt an gesundheitlicher Bildung und medizinischer Infrastruktur. Daher habe ich Angst, dass wir uns mit dem Virus anstecken, jemand aus meinem Team oder auch ich.“ Angesichts dessen hat die EU mit 14 Millionen € zum UNFPA-Projekt beigetragen, um die Versorgung mit adäquaten Gesundheitsdiensten für Mütter und Neugeborene auf allen Ebenen zu verbessern und die Frauen, Mädchen und Kinder im Land vor COVID-19 zu schützen.
„Schutzausrüstung gegen COVID-19 ist sehr wichtig – Handschuhe, Masken, Desinfektionsgeräte. Wir benutzen sie täglich bei unserer Arbeit und auf unseren Wegen in den Lagern, um die Patienten medizinisch zu versorgen“, erläuterte Somia Ali, als sie die medizinische Ausrüstung entgegennahm.
Darüber hinaus erfüllt das EU-Instrument für Entwicklung und Zusammenarbeit (NDICI) auch die Ziele des GAP III zur durchgängigen Berücksichtigung der Geschlechterperspektive in Projekten und Programmen: Mindestens 85 % aller neuen Maßnahmen werden zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Stärkung der Rolle der Frau beitragen, und mindestens 5 % werden die Gleichstellung der Geschlechter als Hauptziel verfolgen.
Gemeinsam mit ihren nationalen, regionalen und globalen Partnern arbeitet die EU weiter daran, bis 2030 das Ziel der „drei Nullen“ zu erreichen: null ungedeckter Bedarf an Verhütungsmitteln, null vermeidbare Todesfälle bei Müttern und null Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt und gesundheitsschädlichen Eingriffen.
Dieses Ziel soll durch konkrete Maßnahmen vor Ort und die Unterstützung zahlreicher Partner erreicht werden, die wirksame und nachhaltige Lösungen entwickeln können, um sexuelle und reproduktive Gesundheit und die damit verbundenen Rechte für alle Menschen zu gewährleisten.