Würdigung der Friedenssicherungskräfte und Mitsprache für junge Menschen bei der Gestaltung einer friedlicheren Zukunft

28.05.2021

Am Internationalen Tag der Friedenssicherungskräfte der Vereinten Nationen würdigen wir die zahlreichen Männer und Frauen – viele von ihnen noch jung – die in VN-Friedensmissionen auf der ganzen Welt im Einsatz sind. Dabei gilt unsere besondere Hochachtung jenen, die ihr Leben gelassen haben, um unsere Zukunft zu schützen.

©UN Photos - UN Youth Envoy visiting South Sudan

 

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit den deutschen Jugenddelegierten Ruszlan Biwoino und Franka Weckner und mit der slowenischen Jugenddelegierten Lucija Karnelutti:

 

Die Missionen und Operationen der EU und der VN arbeiten vor Ort – sei es im Balkan, in Afrika oder im Nahen Osten – eng zusammen, um zur Verbesserung der Sicherheit beizutragen, politische Lösungen voranzubringen und den Menschen Hoffnung auf eine bessere und friedlichere Zukunft zu geben. Das Engagement für Jugend, Frieden und Sicherheit ist der EU und den VN gemeinsam. Beide sehen junge Menschen als wichtige Akteurinnen und Akteure des Wandels und vertreten die Meinung, dass die Motivation und die Energie junger Menschen sowohl bei der Politikgestaltung als auch bei der Entscheidungsfindung besser genutzt werden müssen. In Zeiten von Covid-19 wird der zivilgesellschaftliche Raum kleiner, und so verlieren wir auch das vielversprechende Potenzial junger Menschen, wodurch es umso dringender notwendig wird, die Umsetzung der Agenda für Jugend, Frieden und Sicherheit zu beschleunigen.

Es ist wichtiger denn je, dass es jungen Menschen ermöglicht wird, sich für Frieden und Sicherheit einzusetzen.  Derzeit sind etwa 1.8 Milliarden Menschen weltweit zwischen 10 und 24 Jahre alt, was beinahe einem Viertel der Weltbevölkerung entspricht. Vor allem die Konfliktregionen weisen eine überwiegend junge und stetig wachsende Bevölkerung auf – Tendenz steigend. Junge Menschen sind von gewaltsamen Konflikten besonders schwer betroffen, da die Fundamente der Stabilität erschüttert werden und der Übergang ins Erwachsenenleben jäh unterbrochen wird. Frieden zu schaffen erfordert das Engagement aller Sektoren der Gesellschaft, beginnend bei jungen Menschen. Dennoch kommt es gegenüber jungen Menschen immer noch allzu häufig zu Stereotypisierung; bisweilen sieht man sie als Rebellen oder Kriminelle, als Unruhestifter anstatt als Friedensstifter. Das müssen wir ändern, sodass junge Menschen mehr als Teil der Lösung – anstatt als Teil des Problems – betrachtet werden.

Mit der Jugend zu arbeiten, Jugendpartnerschaften und -netze zu unterstützen und in die Jugend zu investieren – all das sind wichtige Elemente, wenn gewährleistet werden soll, dass junge Menschen ihre Rolle als Akteurinnen und Akteure des Wandels wirksam erfüllen können, um Konflikte zu verhüten sowie Frieden zu schaffen und zu erhalten. Junge Menschen bringen häufig Perspektiven ein, die unterrepräsentiert sind, und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten sollten Anerkennung finden, sodass die Jugend in die Gestaltung ihrer Zukunft einbezogen werden kann. Beispiele aus Kolumbien, Afghanistan, Pakistan und Libyen haben gezeigt, dass junge Menschen sich gegen Gewalt erheben, sich für ihre Rechte stark machen und dafür eintreten, dass Konflikte an ein friedliches und tragfähiges Ende gelangen. Außerdem zeigt die Forschung, dass sich die Einbeziehung einer breiteren Basis positiv auf die Tragfähigkeit von Friedensabkommen auswirkt und dass dadurch sowohl zu mehr Rechenschaftspflicht als auch zu mehr Demokratie beigetragen werden kann. Dies legt nahe, dass wir die Inklusivität politischer Prozesse sowie von Friedensprozessen systematischer hinterfragen und proaktive Empfehlungen abgeben sollten, um die Jugend zu stärken und einzubeziehen.

Die EU hat die Agenda für Jugend, Frieden und Sicherheit von Anfang an unterstützt, und im Jahr 2020 nahm die EU Schlussfolgerungen des Rates zum Thema „Jugend im auswärtigen Handeln“ an, mit dem Ziel, mit der Jugend zusammenzuarbeiten und der Stimme der Jugend mehr Gewicht zu geben. Wir wollen jungen Menschen mehr Möglichkeiten geben, wirksam an Entscheidungsprozessen teilzunehmen, die Mechanismen für die Einbeziehung junger Menschen systematisch stärken und dafür sorgen, dass ihre Stimme nicht nur gehört wird, sondern dass echtes Zuhören stattfinden kann. Im Rahmen der Bekräftigung unserer langjährigen Partnerschaft zwischen der EU und den VN im Bereich der Friedenssicherung und Krisenbewältigung, werden wir – indem wir neue Prioritäten für unsere Zusammenarbeit im Zeitraum 2022–2024 festlegen – die Rolle der Jugend sowohl in unseren eigenen Missionen und Operationen als auch für die Arbeit, die wir mit unseren Partnern und Gastländern bei der Umsetzung unserer jeweiligen Mandate leisten, voraussichtlich stärken.

Es gibt Erfolgsgeschichten, auf denen wir aufbauen können, wie etwa den AU-EU Youth-Hub (externer Link), der im Jahr 2018 von der EU gemeinsam mit der Afrikanischen Union ins Leben gerufen wurde. Über den Hub haben 50 junge Expertinnen und Experten an der Entwicklung innovativer Pilotprojekte mitgewirkt, die nun von Organisationen der Zivilgesellschaft und hunderten Jugendlichen in einem wahrhaft einzigartigen innovativen Governance-Modell umgesetzt werden. Eines der Pilotprojekte betrifft das Tschadsee-Becken; die Jugend vor Ort ist bei der Erfassung und Überwachung von Stabilisierungsprojekten über eine nutzerfreundliche kartenbasierte Online-Plattform eingebunden.

Ein weiterer wichtiger Teil dieser Arbeit besteht im Aufbau von grenz- und gemeinschaftsübergreifenden Jugendpartnerschaften und zivilgesellschaftlichen Netzen. Die EU-geförderte Initiative Young Mediterranean Voices (externer Link) hat Organisationen der Zivilgesellschaft, Bildungseinrichtungen und politische Entscheidungsträger in der gesamten Europa-Mittelmeer-Region dabei unterstützt sich zu vernetzen und Schlüsselkompetenzen zu entwickeln, mithilfe derer sie besser und wirksamer zur Gestaltung ihrer Zukunft beitragen können. Allein im vergangenen Jahr haben sich mehr als 4400 junge Menschen aus acht Ländern in 75 Städten der Region in Rednerausbildungen als „Debaters“ qualifiziert – fast 60 % davon Frauen.

Wir müssen weiterhin in die Teilhabe junger Menschen investieren und ihre Bemühungen um Frieden und Sicherheit in all ihrer Vielfalt fördern. Junge Menschen müssen die Chance bekommen, am Verhandlungstisch Platz zu nehmen. Sie müssen als gleichberechtigte Partner behandelt und mit dem Rüstzeug für die Entfaltung ihres Potenzials ausgestattet werden. Dies wird uns bessere Chancen geben, die drängendsten Konflikte beizulegen – und am Ende Konflikte zu verhüten und dauerhaften Frieden zu schaffen. Es ist wichtig zu zeigen, dass junge Menschen Akteurinnen und Akteure des Wandels sein und einen entscheidenden Beitrag zu Frieden, Nachhaltigkeit und Demokratie leisten können.

 

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