Welternährungstag: Nahrung für den Aufbau

16.10.2020

Die Nahrung macht alles Leben erst möglich, und doch nehmen wir sie oft als selbstverständlich hin. Durch die weltweite COVID-19-Gesundheitskrise müssen wir überdenken, was uns wirklich wichtig ist und welche Bedürfnisse grundlegend sind. Zu diesen gehört unsere Ernährung. In der COVID-19-Pandemie muss unbedingt der Zugang zu sicheren und nahrhaften Lebensmitteln weiter sichergestellt werden, insbesondere in armen und gefährdeten Gemeinschaften, die die Pandemie am schwersten trifft. Die EU ist fest entschlossen, den Hunger auf der Welt zu bekämpfen und zur Verwirklichung des zweiten UN-Ziels für nachhaltige Entwicklung beizutragen: Kein Hunger mehr.

Mit dem Welternährungstag (externer Link) soll weltweit für mehr Bewusstsein und verstärktes Handeln gesorgt werden, da weiterhin Menschen Hunger leiden und die Ernährungssicherheit und eine ausreichende Nährstoffversorgung für alle sichergestellt werden muss.

Aus dem Globalen Bericht über Ernährungskrisen (GRFC 2020) (externer Link) geht hervor, dass weltweit so viele Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind wie noch nie. 2019 brauchten dem Bericht zufolge 135 Millionen Menschen in 55 Ländern und Gebieten infolge von Konflikten, Extremwetterereignissen, wirtschaftlichen Schocks oder einer Kombination dieser drei Faktoren dringend Nahrungsmittel- und Ernährungshilfe und Unterstützung zur Existenzsicherung. Diese Zahlen zeigen, dass sich die akute Ernährungsunsicherheit in vielen Ländern verschärft.

In diesen 55 von Ernährungskrisen betroffenen Ländern und Gebieten leiden etwa 75 Millionen Kinder unter Wachstumsstörungen und 17 Millionen unter akutem Gewichtsverlust. Ernährungsunsicherheit und der eingeschränkte Zugang zu gut funktionierenden Gesundheitsdiensten, Wasser- und Sanitärversorgungssystemen und Systemen des sozialen Schutzes erhöhen unter den Schutzbedürftigsten das Risiko von Mangelernährung.

Nun, da die Länder aufgrund der COVID-19-Pandemie mit der Ausarbeitung und Umsetzung von Aufbauplänen beginnen, bietet sich die Gelegenheit, auf innovative, auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Lösungen zu setzen, damit beim Aufbau von Nahrungsmittelsystemen  Verbesserungen erzielt und die Systeme gestärkt werden können und sie bei solchen Schocks künftig widerstandsfähiger sind.

Der diesjährige Welternährungstag ist ein Anlass, weltweit Solidarität zu beweisen und alle Bevölkerungsgruppen, insbesondere die am stärksten gefährdeten, bei der Überwindung der Krise zu unterstützen und Nahrungsmittelsysteme widerstandsfähiger und belastbarer zu machen, damit sie der zunehmenden Volatilität und klimabedingten Schocks standhalten können und allen Menschen eine erschwingliche und nachhaltige gesunde Ernährung sowie den in dem Bereich Beschäftigten eine angemessene Existenzgrundlage ermöglichen. Dazu ist es nötig:

  • die Systeme des sozialen Schutzes zu verbessern und neue Möglichkeiten durch die Digitalisierung und den elektronischen Handel zu schaffen. Um die Art und Weise zu ändern, wie Nahrung erzeugt, verarbeitet, gehandelt und konsumiert wird und um widerstandsfähigere und belastbarere Nahrungsmittelsysteme zu schaffen, ist die digitale Technik ein entscheidender Faktor. Für über 3 Milliarden Menschen auf der Welt, die nicht ausreichend Zugang zum Internet haben und von denen die meisten in ländlichen und abgelegenen Gebieten leben, liegt dies in weiter Ferne. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) (externer Link) ist bereit, Länder beim Aufbau von Partnerschaften zu unterstützen, mit denen dies eine Realität werden kann, auch Investitionsmöglichkeiten aus dem Privatsektor, und kann auch Beratung dazu bereitstellen, wie bessere Rechtsetzung und angemessene Schulungen den Weg für eine digitale Zukunft in der Ernährung und Landwirtschaft ebnen können.
  • auf nachhaltigen Landbau zu setzen und damit die natürlichen Ressourcen der Erde, unsere Gesundheit und das Klima zu bewahren. Ein Kernstück des europäischen Grünen Deals ist die Strategie „Vom Hof auf den Tisch, mit der die Nahrungsmittelsysteme gerecht, gesund und umweltfreundlich gestaltet werden sollen. Diese Systeme können Krisen wie der COVID-19-Pandemie nur standhalten, wenn sie nachhaltig sind. Nachhaltigkeit in unseren Nahrungsmittelsystemen bringt neue Möglichkeiten für die Akteure in der gesamten Wertschöpfungskette mit sich. Neue Technologien und wissenschaftliche Entdeckungen in Verbindung mit einer stärkeren Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der Nachfrage nach nachhaltigen Lebensmitteln werden allen Interessenträgern zugutekommen. Mit der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ soll unsere Entwicklung zu einem nachhaltigen Nahrungsmittelsystem beschleunigt werden.

https://twitter.com/Food_EU/status/1316633656459431938 

Genau eine Woche vor dem Welternährungstag war das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen am 9. Oktober mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden (externer Link).

https://twitter.com/JosepBorrellF/status/1314500900782772226

Durch ihre langjährige Erfahrung im humanitären und Entwicklungsbereich über das Welternährungsprogramm (externer Link) ist die Organisation gut geeignet, den Aufbau der Widerstandsfähigkeit zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und Ernährung zu unterstützen. Über das Programm wird den schutzbedürftigsten Menschen dabei geholfen, standzuhalten und sich anzupassen und neu aufzustellen, wenn es zu Krisen wie Konflikten, Naturgefahren und politischer Instabilität kommt, die verheerende Auswirkungen haben können. So können etwa Kinder, die in den ersten 1000 Tagen ihres Lebens unterernährt sind, ein Leben lang unter kognitiven und körperlichen Beeinträchtigungen leiden.

„Jeder der 690 Millionen Hungernden auf der Welt hat das Recht, in Frieden und ohne Hunger zu leben“, sagte WFP-Exekutivdirektor David Beasley in seinem Statement zum Nobelpreis (externer Link). „Heute hat das Norwegische Nobelpreiskomitee diese Menschen und die zerstörerischen Folgen von Konflikt in den Mittelpunkt der globalen Aufmerksamkeit gerückt.“

Beasley dankte auch den Mitarbeitern des Welternährungsprogramms. „Sie sind dort draußen, in den schwierigsten und komplexesten Krisen dieser Welt, egal ob es sich dabei um Krieg, Konflikt oder Klimaextreme handelt“, sagte er. „Sie sind dort draußen und sie verdienen diesen Preis.”


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